Weihrauch, das heilige Harz

Die Geschichte des Weihrauchs

So viele Geschichten, so viele Mythen. Kein Harz dieser Erde ist so bekannt wie der Weihrauch – jenes Harz, das gemeinsam mit Myrrhe und Gold dem Jesuskind in der Krippe dargebracht wurde. Jenes Harz, das in fast allen Kulturen und Religionen zur Segnung verwendet wird und das nicht nur Herz und Geist öffnet, sondern auch im Körper seine heilende Kraft entfaltet. Das Harz der Weihrauchbäume gehört seit Jahrtausenden zu den heiligsten Rohstoffen dieser Erde.

Der Weihrauchbaum

Botanisch betrachtet gehört der Weihrauchbaum zur Familie der Burseraceae, den Balsambaumgewächsen, die über 15 Gattungen und bis zu 600 Arten beherbergt. Neben dem Weihrauchbaum, gehören auch die Gattungen Commpihora ( zum Beispiel Myrrhe), Canarium (zum Beispiel Elemi) und auch Bursera ( zum Beispiel Palo Santo), zur Familie der Balsambaumgewächse. Wer den Duft der verschiedenen Harze kennt, versteht sofort, warum diese Pflanzen Balsambaumgewächse genannt werden.

Das Harz und dessen Gewinnung

Alle Balsambaum-Gattungen haben feine Kapillaren unter der Rinde, die ein balsamisches, würzig duftendes Harz erzeugen, wenn man die Rinde entfernt oder Stamm und Äste anritzt. Das Harz, das durch die Schnitte austritt, ist nichts anderes als eine Absonderung, die der Baum produziert, um die oberflächliche Wunde zu heilen. Diese pflanzlichen Ausscheidungsprodukte erstarren an der Luft zu einer festen Masse. Auch wenn der Vergleich biologisch betrachtet nicht ganz richtig ist, so könnte man das Harz des Baumes mit dem Wundsekret vergleichen, das in unserem Körper nach einer Verletzung der Haut dafür sorgt, dass die Wunde von Keimen gereinigt wird und abheilt. Das „Wundsekret“ Balsambaumgewächse ist ein aromatisches, heiß begehrtes Harz, das unter der Bezeichnung „Weihrauch“ unser Leben in vielerlei Hinsicht wertvoller macht.

Wo Weihrauch wächst

Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wo Weihrauch überall wächst. Manche kennen den indischen Weihrauch, weil sie schon einmal was von Weihrauchkapseln gehört haben, andere kennen den Weihrauch aus dem Oman. Aber es gibt zahlreiche Länder, in denen der Weihrauchbaum wächst. Zwar gibt es vereinzelt auch Weihrauchbestände und Populationen in anderen Ländern, doch die größte Population verschiedener Weihrauchspezies finden wir in Afrika, genauer genommen im “Weihrauchgürtel”, der auf Grund der Bodenbeschaffenheit und dem Klima ideal ist für das Wachstum der Bäume.

Verschiedene Weihraucharten

Boswellia Sacra

Der Weihrauchbaum ist zwar überwiegend in Dhofar/Oman heimisch, aber er wächst auch in Somalia. Ja, in Somalia gibt es definitiv Boswellia sacra-Bäume, deswegen herrscht auch oft noch der Irrglaube, dass Boswellia carterii und Boswellia sacra der selbe Baum wäre. Das ist er nicht, es sind beides Brüder und eigene Arten. Neuste Studien und Analysen zeigen dies ganz deutlich. In einem zukünftigen Beitrag werde ich das Thema ausführlicher behandeln. Im Yemen, dem Nachbarland von Oman, findet man ebenfalls einige Baumbestände, wenn auch nicht so zahlreich, wie im Oman selbst.

Boswellia Carterii

Der Boswellia carterii wächst in Somalia, genauer gesagt in Somaliland und Puntland, da es ein vereintes Somalia (siehe Wikipedia) nicht mehr gibt. Die größte Population findet man in der Region Sanaag (Somaliland) und in der Bari Region (Puntland).

Boswellia Frereana

Der Boswellia frereana wächst nach meinem Wissen ebenfalls ausschließlich in Somalia und zwar ebenfalls in den selben Regionen, wie sein Bruder Boswellia carterii. Obwohl der Boswellia frereana einen anderen Boden braucht und eher in höheren Lagen zu finden ist, wachsen die beiden Brüder frereana und carterii auch in vielen Regionen Somalias eng beianander.

Boswellia Papyrifera

Der Boswellia papyrifera hat nicht so hohe Ansprüche an die Zusammensetzung der Erde und ist recht gut in Afrika verbreitet. Zwar wird der Großteil des Weihrauchs in Äthiopien und Eritrea geerntet, doch auch aus dem Sudan werden jedes Jahr hunderte Tonnen Weihrauch exportiert. Weitere Bestände sind in Tschad und sogar weiter westlich in Nigeria zu finden, dort allerdings nur vereinzelt und ohne wirkliche Erntekultur.

Boswellia Dalzielii

Der Boswellia dalzielii ist hierzulande eher unbekannt und ich würde mich freuen, wenn dieser Weihrauchbaum und sein besonderes Harz etwas mehr Aufmerksamkeit erhalten würde. Er ist dem Boswellia sacra sehr ähnlich, sowohl vom Duftprofil, dem Aussehen, der Form und vermutlich auch in der Zusammensetzung der Boswelliasäuren. Was diesen Weihrauch aber besonders macht, ist, dass der Baum nicht so intensiv geerntet wird, wie im Oman. Das liegt nun auch zum Teil daran, dass die Regionen, in denen der Boswellia dalzielii wächst, politisch betrachtet eher unruhig sind, doch auch die weniger vorhandene Erntekultur ist ein Grund. Der Boswellia dalzielii wächst in Nigeria, in Senegal und in Burkina Faso. Es gibt zwar auch einen Boswellia dalzielii in Kamerun, doch Analysen haben ergeben, dass es kein Boswellia dalzielii-Baum ist.

Boswellia neglecta und rivae

Bei der Erstellung der Verbreitungskarte war ich noch unwissend. Naja, unwissend sicher nicht, aber ich hielt Boswellia neglecta und rivae für verschiedene Bäume. Doch eine Containerlieferung im Oktober 2018 offenbarte mir dann, dass der Weihrauch Boswellia rivae, der überwiegend aus Äthiopien stammt, und der Weihrauch Boswellia neglecta, der aus Somalia stammt, identisch sind. Diese botanischen Verwirrungen sind gar nicht so selten. Den Weihrauchbaum Boswellia neglecta findet man in Kenia (oft wird auch das Harz des Baumes Commiphora Confusa als Neglecta-Weihrauch gehandelt), Somalia und Äthiopien. Bäume wurden aber auch in Tansania, Uganda und im Südsudan gesichtet. Eine nennenswerte Ernte gibt es dort aber kaum.

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Weihrauch als Harz, im Wasser, als Tinktur

Die Frage, die sich stellt, ist, wofür möchte man den Weihrauch einnehmen. Möchte man die ätherischen Öle im Weihrauch nutzen oder zielt man darauf ab, dass man soviel wie möglich Boswelliasäuren erhält? An zweiter Stelle steht das Harz selbst, das man in Form von Kapseln oder auch in purer Form einnimmt. Durch die Gallenflüssigkeit wird das Harz ganz gut gelöst und so kann der pure Weihrauch sehr gut vom Körper verarbeitet und die Boswelliasäuren aufgenommen. Daher am Besten den Weihrauch zum Essen einnehmen! Auf dem letzten Platz landet der Weihrauchtee und Weihrauchwasser. Auch wenn dies die traditionellste Anwendung von Weihrauch ist, so werden im Wasser weniger der Säuren aus dem Harz gelöst.

Die Weihrauchernte

Auch wenn die Erntetechniken sich manchmal etwas voneinander unterscheiden, so haben sie doch alle ein gemeinsames Ziel: An das wertvolle Weihrauchharz zu gelangen. Dies kann dadurch geschehen, dass etwas tiefere Einschnitte am Baum vorgenommen werden, aus der das das Harz aus dem Schnitt herausfließt oder auch mit einer für den Baum „gesünderen“ oder sagen wir weniger verletzenden Variante, in dem einfach die Rinde des Baumes zentimeterwiese abgeschabt und entfernt wird. In frühereren Zeiten und auch teilweise noch heute wird dafür ein Schabemesser namens Minqaf (Somalia) und Manqaf (Oman) genutzt, das eher wie eine Spachtel vom Baumarkt aussieht, als ein wirkliches Messer. Doch mit diesem Schabemesser lässt sich die Rinde gut entfernen, ohne den Baum zu tief zu verletzen, was für den Baum sehr schlecht wäre, da es wesentlich länger als drei Jahre dauern würde, bis die Rinde wieder nachgewachsen ist. Wenn die Rinde des Baumes für die Ernte entfernt wird, liegt jene Schicht des Baumes frei, in der auch die feinen Kapillaren liegen, die das wohlriechende Harz produziert. Ein bisschen vergleichbar mit unserer Wundflüssigkeit bildet der Baum ein Wundsekret, genauer gesagt ein Exsudat, das den eigentlichen Zweck hat die oberflächliche Wunde am Baum zu schließen. Das Entfernen der Rinde und somit das Verletzen des Baumes erfolgt nicht nur an einer Stelle am Baum, sondern an mehreren Stellen, an wievielen Stellen ist allerdings von mehreren Faktoren abhängig. Am Beispiel des Boswellia Sacra Baumes aus dem Oman ist die Anzahl der „cuts“ (Schnittstellen) abhängig von der Größe des Baumes, dem Umfang des Stammes und der Äste, sowie der Anzahl der Blätter des Baumes. Nach dem Entfernen der Rinde bildet sich dann eine milchig-trübe Flüssigkeit, die aus dem Baum herausfließt. Dieses erste Harz gilt als unrein und ist von minderwertiger Qualität. Im Normalfall wird das Exsudat des ersten und zweiten Schrittes entsorgt, allerdings gilt das nicht für alle Ernter und Sorten. Nach ungefähr 10-20 Tagen, je nach Baum, Standort und Jahreszeit, wird dann dieses erste Harz abgeschabt, da es ausgehärtet genug ist, damit man das Harz ernten kann. Dieser Zyklus von Abschaben, erneut verletzen und ernten wiederholt sich dann bis zu zehn Mal und mehr. Wie oft und wie lange ein Baum geerntet wird, ob zweimal im Jahr und mit nur 5 Schnittsequenzen oder das ganze Jahr über, ist sehr verschieden und wird von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt. Am Beispiel des Boswellia Sacra Baumes aus dem Oman ist die Anzahl der „cuts“ (Schnittstellen) abhängig von der Größe des Baumes, dem Umfang des Stammes und der Äste, sowie der Anzahl der Blätter des Baumes. So werden bei einem kleinen Weihrauchbaum von 1-3 Meter, bei einem Umfang unter 30cm und keinen Blättern nur 1 bis 3 Schnittstellen genutzt, während bei einem Baum über 3 Meter, einem Durchmesser über 80cm, sowie gesundem Baum mit zahlreichen Blättern bis zu 18 Schnittstellen zur Ernte des Weihrauchs genutzt werden. Dieser Erntezyklus betrifft natürlich nicht nur einen Baum, sondern hunderte Bäume, denn ja nach Alter, Ernteort, Sorte und anderen Faktoren gibt ein Baum „nur“ zwischen 2-8kg Weihrauch ab. Es sind oft hunderte Bäume, die gemeinsam manchmal auf nur einem Hektar Land stehen und gleichzeitig geerntet werden. Oft werden die Grundstücke mit dem Weihrauch verpachtet und es kommen zur Erntezeit hunderte bis tausende Erntehelfer, oft „Billigarbeiter“ aus dem Ausland, die dann für ein bisschen Geld, Essen und Kleidung diesen harten Job der Ernte übernehmen. Da der Preis für Weihrauch im letzten Jahrhundert rapide gefallen ist und sich jetzt erst langsam der Preis wieder erhöht, hat es für viele Erntefamilien einfach keinen Sinn mehr gemacht diesen heiligen Beruf der Weihrauchernte fortzuführen. Deswegen haben oft die Billigarbeiter diese Arbeit übernommen. Es steht außer Frage, dass dies nicht optimal ist, denn diese unerfahrenen Erntehelfer wissen buchstäblich nicht was sie tun. Doch auf die Gefahren für den Baum bei der Ernte werde ich ausführlicher im letzten Kapitel dieses Buches „Weihrauch- ein aussterbender Baum“ aufmerksam machen. Wenn du einmal Weihrauch in der Hand hältst, der nicht aus Tränen oder Gries besteht, sondern aussieht, wie eine geschmolzene Masse, dann liegt das an der falschen Ernte. In manchen Ländern dieser Welt, wie zum Beispiel auch in Burkina Faso, gibt es keine gut organsierte Ernte. Eine gut organisierte Ernte mit mehreren Ernten, Körben und genug Möglichkeiten der schattigen Trocknung des Weihrauchs sorgt dafür, dass der Weihrauch trotz großer Hitze auch als Weihrauch gut erkennbar ist. Doch dies ist nicht überall der Fall und bei manchen Harzsorten, wie bei vielen Canarium-Bäumen, sogar fast unmöglich. Während der Trocknung des geernteten Weihrauchs sollte er nicht mehr lange mit der Sonne in Kontakt bleiben, da sonst die Harzstücke einfach aneinanderkleben. Nach der Ernte wird der Weihrauch, meist unsortiert, in Körben und anderen Auffangbehältern an einen trockenen, schattigen Platz gebracht, wenn möglich in Höhlen oder unter Bäumen, die genug Schatten bieten. Dort wird das Harz solange gelagert, bis es ausgehärtet ist. Dies kann schon einige Wochen dauern und ist natürlich auch von der Jahreszeit und dem Wetter abhängig. Anschließend kommt der Weihrauch zu den Sortierstellen der Händler. Der Weihrauch wird auf einen großen Haufen geschüttet und die Sortierer, oft Frauen, machen sich an die Arbeit, den Weihrauch in verschiedene Qualitäten zu sortieren.

Weihrauch essen

Was in anderen Ländern seit Jahrtausenden bereits Alltag ist, findet immer mehr Einzug und Interesse in unsere westliche Welt. Weihrauch gilt seit Jahrtausenden als Heilmittel in sovielen Kulturen und Medizinformen, ob dem Ayurveda oder der traditionellen chinesischen Medizin. Doch in unserem Breitengrad war Weihrauch einst eine bekannte Medizin, die allerdings durch die moderne Pharmaindustrie immer mehr verdrängt worden ist, wie viele andere Naturheilmittel auch. Im Oman, in Indien, in Ägypten oder auch in Afrika kauen und schlucken Menschen Weihrauch, um ihren Körper zu stärken, um gegen Entzündungen vorzugehen oder auch um Mageninfekte zu bekämpfen. Weihrauch kann man in vielen Formen einnehmen, als Nahrungsergänzungsmittel in Form eines Extraktes (allgemeine Weihrauchkapseln), hier ist allerdings nur der indische Weihrauch, Boswellia Serrata enthalten, da nur er eine Arzneimittelprüfung durchlaufen hat. Viele trinken Weihrauchtee, andere machen sich eigene Kapseln. Natürlich kann man Weihrauch essen, aber der Verkauf von Weihrauch zum Essen ist in Deutschland nicht erlaubt, da Weihrauch nicht als Medizin zugelassen ist. In afrikanischen Ländern kaut man Weihrauch und schluckt den Weihrauch einfach dann runter. Andere nehmen morgens eine kleine Träne, also circa 2 Gramm Weihrauch und schlucken diesen mit etwas Milch oder Wasser herunter. Sinnvoll ist es, dass man den Weihrauch zum Essen nimmt, da Weihrauch lipophil ist und somit die Bioverfügbarkeit mit ölhaltigem Essen steigt. Bitte bedenkt: Weihrauch ist noch nicht als Medizin zugelassen und es gibt wenige Studien. Die Einnahme erfolgt also auf eigene Verantwortung!

Quelle: https://weihrauch-blog.de

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